Eine Familie und ihr Fleischwolf

Shownotes

Warum streiten sich Menschen darüber, ob bspw. Spätzle gehobelt oder gepresst werden? Warum ist es manchmal wichtig für uns, wie ein bestimmtes Gericht zubereitet wird? - Wir sprechen über Essen als ein soziales und kulturelles Phänomen, das mehr als nur Nahrungsaufnahme ist. Vielmehr sind Emotionen, Identität(en) und 'Heimat(en)' mit Essen verbunden. Essen und ganz besonders der Geschmack unserer Kindheit prägt uns also. Über die Art und Weise wie etwas gegessen wird, entstehen so Gemeinsamkeiten und Barrieren zwischen Menschen. Insbesondere bei Migration nimmt Essen oftmals eine wichtige Rolle ein: Essen kann eine Verbindung zur Vergangenheit herstellen und wird so zum 'Erinnerungsvehikel'.

Um Essen aber auf ganz bestimmte Art und Weise zuzubereiten, brauchen wir ein paar Dinge: Wir brauchen ein Rezept, die passenden Zutaten und eventuell ganz spezifische Geräte oder Hilfsmittel. Davon haben wir auch einiges in unserer Museumssammlung: Von Spätzlepressen, über Schnellkochtöpfe, bis hin zu Fleischwölfen haben wir eine große Auswahl an Küchengeräten.

Und genau so ein Fleischwolf hat uns im Rahmen unserer Sammlungswerkstatt Familie und Migration Sylvia Stieler angeboten. Im Gespräch mit uns erzählt sie, was es mit ihrem Fleischwolf auf sich hat, warum sie nur Häckerle damit zubereitet und welche Migrationsgeschichte damit in Verbindung steht. Das Rezept brachte ihre Großmutter nach dem Zweiten Weltkrieg als Vertriebene aus Schlesien mit. Das Gericht gibt es bei ihrer Familie an Neujahr mit Pellkartoffeln. Für sie und ihre Familie hat der Fleischwolf und Häckerle eine besondere Bedeutung.

Frau Stieler hat uns auch verraten, wie Häckerle in ihrer Familie zubereitet wird: Salzhering, Zwiebeln, saure Gurken, Speck (oder Schinken) und Eier werden mit dem Fleischwolf „gewolft“ – heraus kommt eine sehr würzige Masse.

Wer sich den Fleischwolf einmal aus nächster Nähe anschauen möchte: Im Museum der Alltagskultur in Waldenbuch ist er noch bis Ende 2025 in der Sammlungswerkstatt Familie und Migration zu sehen.

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